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Siria lief ein kalter Schauer über den Rücken und sie könnte ein leichtes Zittern nicht unterdrücken. Eridmea, auf ein Neues. Noch tief in Schatten gehüllt blickte sie sich um. Sie schien in einem Hinterhof gelandet zu sein, umgeben von hohen Mauern und einen eher kläglichen Versuch eines Gartens. In der Luft lag ein leichter aber eindeutiger Geruch von Feuer.
Sie machte ein paar Schritte aus dem Hof heraus um auf die Straße zu blicken. Bei jedem Schritt fielen ein wenig mehr Schatten und Kälte von ihr ab, bis sie gänzlich verschwunden waren. Die Straße entpuppte sich als eine schmale Gasse. An der Ecke blieb sie stehen und blickte sich um. Esmeralda musste hier irgendwo in der Nähe sein.
Sie fröstelte. Elende Neugier, hinterhältiger Wissensdurst. Wieso nur plagt ihr mich? Ich könnte gemütlich mit einem Tee vor dem Kamin sitzen, aber nein, stattdessen stehe ich in einer Gasse in Eridmea und warte auf Esme.
Die ließ eine Hand in der Tasche verschwinden und suchte bis sie den Brief in der Hand hielt. Behutsam strich sie mit den Fingerspitzen über das Siegel.
Ihr Nacken schmerzte und ihr Kopf pulsierte, Reisen in Eridmea war immer holprig. Immer noch besser als mit einem der elenden Schiffe.
Auf einer gewissen Ebene war ihr bewusst, dass sie Glück gehabt hatte. Der Astralraum war mörderisch und das Totenreich hier nicht ihres. Aber sie hatte es geschafft. Die Gasse führte ein wenig bergan, anscheinend standen rechts und links Tempel. Sie war anscheinend direkt auf einem kleinen Friedhof gelandet, in der Nähe des Eschgal und Tammuztempels. Da es dunkel war, hatte niemand ihre Anunft bemerkt.
Sie rieb ihren Nacken. Sanft war wirklich anders. Für den Rückweg würde sie noch einmal ernsthaft über ein Schiff nachdenken. Ihr graute schon beim Gedanken daran.
Wenn wir die Meere bereisen sollten, dann wären wir in der Lage unter Wasser zu atmen. Darauf ist einfach keine Option. Sie kniete kurz am Friedhof nieder und sog die Stille ihn sich ein. Langsam kam sie zur Ruhe und ihr aufgewühlten Geist wurde ruhiger.
Sie sah eine junge Frau zum Tempel der Tammuz gehen - irgendwie sah die gar nicht wie die klassische Todespriesterin aus, eher wie eine junge Frau in viel zu schwarzen Klamotten. Weiter hinten hörte sie Gebete - anscheinend waren vor kurzem eine Menge Leute gestorben, viele frische Gräber zeugten von einem Unglück oder Kampf - oder beidem.
Esmeralda eilt durch die Straßen der Stadt, es ist als hätte sie das gesamte Jahr nichts anderes gemacht. Die Gilde hat sich nach dem Zeitbruch in alle Winde verstreut, aber in Eridmea hat sie immer noch ihre Wurzeln.
In letzter Zeit haben sich Anzeichen verdichtet, dass sich etwas zusammenbraut. In solchen Zeiten braucht man Verbündete. Esme kann nur hoffen, dass ihre Nachrichten nicht unerwidert bleiben.
Ein kalter Windstoß fegt durch die Gasse und holt Esmeralda ins hier und jetzt zurück; sie schlingt ihren Mantel enger um sich. Etwas warmes zu Essen wäre jetzt genau richtig.
Als sie um eine Häuserecke biegt, sieht sie eine ihr bekannte Gestalt in der Gasse stehen. "Siria", sagt sie mit einem Lächeln "Welch eine Freude dich zu sehen. Ich hatte schon Sorge, der Bote wäre unzuverlässig. Seit wann bist du hier?"
Ohne sich zu Esmeralda umzudrehen antwortet sie ihr "Schön dich zu sehen. Seit eben. Ich neige zur Pünktlichkeit. Der Bote hat zwar geflucht aber seine Arbeit einwandfrei erledigt." Sie folgt der Frau in schwarz mit ihren Blicken. "Sag mal, was ist hier geschehen, wo genau sind wir und zu wem gehört die dort drüben?" Sie erinnerte sich an die vielen Ermahnungen zum Thema Höflichkeit und drehte sich mit einem leichten Lächeln erwartungsvoll zu Esme um. "Kalt?"
"Tammuz" murmelte Siria kaum hörbar in sich hinein. Sie kramte in ihrem Gedächtnis nach allem was damit zu tun hatte. In ihrem Kopf herrschte derzeit noch ein wenig Durcheinander. Manchmal ist ein Pathorpriester wirklich praktisch. Sie schauderte. Es war wirklich kalt. Sie blickte von einem Gebäude zum anderen, suchte die Mitte und wirkte ein wenig geistesabwesend.
Die Tempel waren sortiert, doch anscheinend nnicht um ein Zentrum herum, sondern absteigend. Sie sah in der Ferne einen hell erleuchteten Tempel, der sogar noch bishierhin strahlte, beinah glitzernd. Danach die Tempel waren zwar erleuchtet, doch nicht so stark. Hier schien der Eschgaltempel die Grenze zwischen hell und dunkel zu sein, was irgendwo sinn macht. Der gute Abschluss eines Lebens. Der Tammuztempel war der erste, der in Dunkelheit gehüllt war. Doch seltsamer Weise schien hier für jeden religiös empfindlichen Menschen die Aura zur Zeit besonders stark. Was auch immer in den letzten Tagen passiert war - die Götter waren hier gerade wachsam, diese besonders.
"Ich habe gehört, es hat einen großen Brand gegeben. Die Unterstadt soll fast vollständig zerstört worden sein. Ich war noch nicht dort, um mir selbst ein Bild zu machen." Sie folgt Sirias Blick zum Tempelbezirk, es trifft immer die, die sich am wenigsten wehren können
"Möchtest du dich im Tempelbezirk umschauen oder erst etwas essen? Ich nächtige in der Taverne zum verborgenen Pfad, das Essen und Trinken ist dort auch in Ordnung."
Esme ist selbst noch nicht allzu lange in der Stadt, es gibt noch einiges das sie sich genauer anschauen muss.
"Eine Brand sagst du." Man konnte Siria ihr Unbehagen ansehen, wenn auch nur für einen flüchtigen Moment. "Das könnte es erklären. Tammuz ist...sagen wir recht präsent. Wenn du verstehst was ich meine." Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. "Mich würde der Grund für den Brand interessieren. Ich bezweifle das es nur diesen Brand gab. Um sich umzusehen ist es der falsche Zeitpunkt. Ganz abgesehen davon das wir hier Fremde sind und sicher als solche erkannt werden. Ich nehme an das wird nicht zu unserem Vorteil ausgelegt. Ich habe mich an das neue Eridmea immer noch nicht gewöhnt. Zeit für einen Tee."
"Tee klingt gut, folge mir." sagt Esmeralda, dreht sich um und entfernt sich vom Tempelviertel.
"Über den Brand will ich auch mehr herausfinden. Da die Insel auf einer günstigen Schiffsroute zu den Herzlanden liegt kommen hier öfters Fremde vorbei, wir sollten daher keine allzu großen Probleme haben." Eine Weile geht sie neben Siria schweigend durch die Gassen und hängt ihren Gedanken nach. "Es ist nicht mehr weit, hinter der nächsten Häuserecke sieht man schon die Taverne."
"Meiner Erfahrung nach schlägt die Stimmung gegenüber Fremden nach größeren unliebsamen Ereignissen gerne um. Nenn mich eigensinnig. Ich habe seit Tagen ein Kribbeln im Nacken, in der Regel kein Zeichen für eine ruhige Zeit. Umso wichtiger wäre hier ein guter Tee. Dann kannst du mir auf erzählen ob du mittlerweile mehr herausgefunden hast." Sie bemühte sich sanft aufzutreten damit nicht jeder Schritt unangenehm in ihrem Kopf hallte. "Kennst du jemanden der uns mehr Informationen zum Brand geben könnte?" Sie überlegte kurz, "Überhaupt zu dem was hier geschehen ist?" Ihre Gedanken schweiften kurz zur regen Aktivität im Tammuztempel.
Sie kamen der Taverne näher.
Die kleine Taverne wirkt ein bißchen schmuddelig, rauch zieht dir entgegen mit verschiedenen Düften. Leicht angebranntes Fleisch, Kohlsuppe, Alkohol, die Spuren von Seife mit denen man andere, unangenehmere Gerüche weggeschrubbt hat. An der Tür kleben ein paar Zettel und ein paar Piktogramme, die dir eindeutig erklären, dass hier keine Sklavenhändler erwünscht sind, keine Dämonenanbeter, keine Untoten und man Dieben, die man erwischt, die Hand abhackt. Du siehst einige Kerben im Türrahmen (Diebeszinken) und eine Menge Symbole von Schiffen, die hier wohl mal zu Gast waren. Andere Symbole / Wappen siehst du durchgestrichen udn mit einer Galgenschlinge versehen. Die Botschaft ist eindeutig: diese Mannschaften sind hier unerwünscht.
Was jedoch noch deutlicher Auffiel war ein neuer Zettel, groß und deutlich dort hing. Das war seltsam, weil diese Taverne nicht so aussah als würden hier offizielle Schreiben ausgehängt. dort stand:
"Der Orden der Reinheit hat jetzt schon drei Schiffe unter Quarantäne gestellt. Wir wollen NIEMANDEN von Euch haben, wenn ihr gesucht werdet!"
Das stand nochmal in zwei anderen sprachen darunter und es gab ein kleines Piktogramm: ein Typ mit roter Flagge, der durchgestrichen war, ein Pfeil, der auf ein symbol zeigte, das aussah, wie eine Windrose mit einer Schriftrolle darin.
Angewiedert nahm sie die seltsame Duftmischung zur Kenntnis. "Bist du sicher das wir hier richtig sind?" Sie las das Zettelwirrwar und öffnete dann die Tür mit spitzen Fingern. Mit einem fragenden nicht sehr glücklichen Gesichtsausdruck trat sie über die Schwelle. "Die Meinung zu Fremden sind hier sehr offen, wie?"
(Weiter im Tavernenthread)
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