"Deine Verfahren? Du stammst von Göttern ab?" Sie runzelte die Stirn und betrachtete den großen Wolf vor ihr eingehend. "Nein, als ich euch die Ketten übergab, gab ich auch meine Macht an euch weiter. So, wie es mein Jäger vor mir tat. Diese Macht war es auch, die mich all die Jahre in dieser Welt gehalten hatte. Deshalb sind wir vergangen, sobald sie uns verlassen hatte. Nur um sie zurück zu bringen wurden wir noch einmal ausgesandt. Weißt du, großer Wolf, natürlich stand ich den anderen Jägern nahe. Ich vertraute ihnen, ich vermisse sie. Aber selbst nach all der Zeit fühl sich das hier jetzt schon anders an. Das werde ich mir nicht mehr nehmen lassen. Auch ich werde auf euch acht geben. Obwohl ich mir noch nicht sicher bin, auf wen ich mehr ein Auge haben sollte." Die grimmigen Entschlossenheit, mit der sie von ihrem neuen Rudel sprach, löste sich zuletzt in ein Schmunzeln auf.

Khassa sah sie an. " Einst waren wir grosse und mächtige Wölfe....dann kamen andere um uns zu unterwerfen, uns als Haustiere zu halten, sich an uns zu belustigen... Götter haben sie sich genannt..." Der Schwarze Wolf fletschte die Zähne, beruhigte sich aber wieder. "Doch dies ist lange her...jene Macht die du uns gegeben hast besitzten wir schon lange nicht mehr..." Auf das gesprochene der kleinen Wölfin nickte er stumm und stupste sie mit seiner kalten feuchten Nase an.
"Ich bedauere sehr, dass ich dir nicht schon eher zu Seite stehen konnte um dir zu helfen... Dennoch bin ich froh, dass du zurückgesandt wurdest. Auch wenn du die anderen vermisst, so gibt es immer ein wiedersehen. Auf die eine oder andere art." Die gelben Augen leuchteten auf. "Auch du hast den weg wieder zu uns gefunden, kleine Wölfin..."
Eine Windböe streifte über sein Fell.
"Wir werden gegenseitig aufeinander aufpassen, kleine Wölfin..." Er zog die Lefzen hoch was wohl als lächeln gedeutet werden konnte.

"Das ist lieb von dir. Würdest du dich bitte einmal umdrehen?. Nachdem Balian sich abwand, zog Leandra schnell ihre Kleider wieder an. Sie merkte wie ihr wieder die röte in die Wangen kroch. Sie tat einige tiefe Atemzüge, dann nahm sie den Kaffee vom Ofen und fragte: "Sind die Anderen bereits wach und wollen wir diesen Raum verlassen, damit niemand auf falsche Ideen kommt?" Leandra konnte bei den letzten Worten ein Augenzwinkern nicht unterdrücken. Unwillkürlich musste sie wieder lächeln. "Ich hoffe du hast auch einige Stunden geschlafen?", sagte sie und wand sich dem Flur zu.

Wie ihm geheissen drehte er sich um. Schliesslich wollte er ihr nicht zu nahe treten. Als Balian die röte sah musste er verlegen etwas lächeln.
"Soweit ich weiss ist Harun wach und Khassa redet gerade mit Candrisha." Er sah Leandra an. "Ihr seht... Gut aus." Etwas verlegen blickte der Wolfsträger zu Boden. "Cedric hat das Frühstück soweit vorbereitet. Möchte die Dame mir folgen?"
Wie die Tage zuvor hielt er Leandra seinen Arm hin.
"Um ehrlich zu sein, nein. Ich konnte nicht schlafen, Herrin. Balian schloss die Tür hinter ihm und seiner Begleitung und lief in Richtung Essbereich.

Bei dem Wort Haustier füllte eine Gehetzheit ihre Augen, die sie schnell wieder abschüttelte.

Abwertend schüttelte sie den Kopf. "Du konntest nicht wissen, dass wir dort sind. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das Wissen um uns nicht verloren ging. Und selbst wenn nicht, wer konnte damit rechnen, dass wir nach all den Jahren noch dort sind, lebeding."

Auch Candrisha stupste den schwarzen Wolf vor sich jetzt an und grinst schief.
"Sollten es die anderen wieder in diese Welt schaffen, so werde ich sie finde. Wie ich es schon einmal tat. Nur Alogrim wusste einigermaßen, wie er seine Spuren verbergen kann."

Entspannter lehnte sie sich nach hinten, musterte Khassa ein weiteres Mal neugierig.
"Wie genau ist das mit der Verbindung zwischen dir und Balian? Spürt ihr einander? Was wisst ihr von dem anderen, ohne darüber gesprochen zu haben? Dass du nicht immer direkt an seiner Seite sein musst, sehe ich ja gerade selber."

Der grosse Wolf konnte in Candrishas Augen erkennen was in ihr vorging. Verständlich. Er erinnerte sich dran, was ihn ihm vorging als er sie in diesem kleinen Käfig sah. Khassa seufzte. "Leider wusste es niemand. Ansonsten hätten wir alles daran gesetzt euch da früher herauszuholen. Euch zu suchen..." Khassa blickte auf das Meer hinaus.
"Sollte dem so sein, dass die anderen es wieder in diese Welt schaffen, so werden WIR sie suchen..."
Auf die Frage von ihr dachte er kurz nach.
"Wir spüren einander. Zu jeder Zeit. Wenn mein Rayil verletzt wird, so bin ich es auch und umgekehrt. Wenn mein Träger und ich es wollen, gehen unsere Gedanken und Gefühle auf einer Line kleine Wölfin. Gerade jetzt ist mein Rayil unter Deck bei der kleinen Magierin." Eine kleine Welle brach sich am Bug des Schiffs und liess die Gischt über das Deck rieseln. Feiner Wasser Tröpfchen blieben am schwarzen Fell hängen.
"Doch war dies nicht immer so. Es brauchte viel Zeit um diesen Zustand, dieses Gleichgewicht, diese Zusammengehörigkeit zu erlangen. Je tiefer wir miteinander verbunden sind, umso einfacher ist es, zusammen als ein Krieger, als ein Mann oder Wolf zu agieren oder auch zu sprechen ohne das andere es vernehmen..."
Khassa atmete tief ein und aus.
"Doch alles hat auch eine andere Seite und ist vergänglich...je tiefer die die Verbundenheit zwischen Träger und Wolf ist, umso...gefährlicher wird es. Es gibt selten ein Moment an dem wir nicht wissen was der andere denkt, fühlt oder tut."
Er sah Candrisha in die Augen. Sollte ich sterben, so wird es Balian auch. Sollte Balian sterben so wird dies auch mein Schicksal sein."
In Khassas Augen konnte man Trauer erkennen. Er war schon lange mit seinem Rayil verbunden. Sehr lange.
"Auch wenn mein Rayil es niemals zugeben würde... Sein Herz war von Trauer erfüllt als du gehen musstest... So stark hatte ich es noch nie gespürt..." Khassa legte den Kopf auf die Schulter der kleinen Wölfin. "Er ist dankbar dich um ihn herum zu haben. Auch wenn er dies vorerst nie so sagen würde."

Aufmerksam hörte sie bei Khassas Erklärung zu. Ihr war nicht klar gewesen, wie eng die beiden verbunden waren. Nur kurz zuckte sie zusammen, als das salzige Wasser auch sie unerwartet traf. Viel war es nicht gewesen, aber dieses Wasser brannte in den Augen! Candrisha verzog das Gesicht. Noch immer konnte sie sich auch mit dem salzigen Geschmack nicht anfreunden. Was für alle anderen auf diesem Schiff sicher normal war, waren für sie neue Erfahrungen.

Vorsichtig neigte sie den Kopf zur Seite, bis diese an Khassas liegen blieb. Ein, zwei Augenblicke blieb sie still, bevor sie leise seufzte. "Keine Verbindung löst sich je wieder komplett. Eine jede nimmt etwas mit und lässt etwas zurück. Je tiefer sie ist, umso mehr ist es. Und so tief wie die eure ist, selbst wenn du könntst, würdest du je wieder alleine leben wollen?"
Ein leises Lachen, dass der schwarze Wolf wohl eher spüren, als hören konnte, erfüllt die kleinere Gestalt. "Und ich hatte ihm noch gesagt, wie begrenzt meine Zeit war. Oder hätte gewesen sein sollen. Nur war dieser Sturkopf nicht bereit mich gehen zu lassen. Ich war es... oder so dachte ich. Weißt du, all die Jahrzehnte, Jahrhunderte... eine menschliche Seele ist nicht dafür gemacht, so lange in dieser Welt zu verweile. Ich war müde, so müde. Und dann erzählt dir da einer von neuen Jagden, anderen Welten. Begeistert und fast neben dir hüpfend wie ein Welpe." Leise lachend schüttelte sie den Kopf.

Nachdem sich Candrisha von Khassa löste erhob er sich und stellte sich hinter sie. Somit war die kleine Wölfin vor weiteren Wellen und deren Salzwasser geschützt.
Auf die Frage hin schüttelte er den Kopf.
"Nein. Nach all dem was ich mit meinem Rayil erlebt habe möchte ich nie wieder alleine sein. Genau so wenig wie er selbst..." Khassa blinzelte in Richtung der Sonne. "Balian war nach dem Verlust seiner Seele lange alleine. Auch wenn er es nicht zugeben möchte spürt man diese Einsamkeit noch immer. Daher hatte er sich auch so sehr über dich gefreut, mit dir gejagt und sich wie ein...Welpe verhalten kleine Wölfin."

Dankbar lächelte sie Khassa an, bevor sie die Arme um die angewinkelten Beine schlang und ebenso in den Himmel sah. "Er hatte davon erzählt, wie er sich seiner Einsamkeit stellen musste, um zu uns zu gelangen. Manchmal... manchmal konnte ich die anderen hören, fast sehen. Oder zumindest meinte ich das. Manchmal..." sie schüttelt den Kopf. "Meist war dort nichts. Nur eine unendliche Stille, warten und ausharren. Die erste Nacht unter dem Mond, die erste Nacht, sie hatten mich meiner Göttin näher gebracht. Ich konnte sie das erste Mal wieder vernehmen, nach so langer Zeit! Aber mich selber, dafür hatte es einen Wolf gebraucht. Oder in dem Fall eher zwei." Schief und breit grinste sie dabei über die Schulte, entspannte sich ein weiteres Mal etwas. "Und jetzt liegt eine neue Welt... nein, neue Welten direkt vor mir! Wieviele davon habt ihr bereits bereist?"

Khassa hörte aufmerksam zu.
"Ich kann deine Gefühle sehr gut nachempfinden, kleiner Wolf. Zu wissen das da jemand ist, man ihn meint zu sehen und dann in die Dunkle Stille hineinhört."
Khassa seufzte.
"Ich glaube mein Rayil war dafür bestimmt diese Prüfungen durchzustehen um am Schluss bei dir vor dem Käfig zu sitzen." Ein tiefes grollen lies den Körper des Wolfes vibrieren.
Beim letzten satz von Candrisha stupste er sie sanft an. In ihrem Kopf hörte sie ein scheues lachen des Wolfes.
"Es gibt vieles zu sehen. Mein Rayil hat bereits einiges aber bei weitem noch nicht alles gesehen. Wir werden noch einiges erleben. Gute und schlechte Dinge."
Cedric tauchte aus dem Unterdeck auf und schaute nach dem rechten. Danach stellte er sich ans Ruder und korrigierte leicht den Kurs. Die Salty Dog neigte sich etwas na links und stabilisierte sich anschliessend wieder. Ruhig wie zu Beginn schnitt der Bug durch die blauen Fluten.

"Wäre dort jemand anderes gesessen, der sich anders verhalten hätte... Ohne seine Erklärungen und mit der richtigen Gelegenheit, hätt ich wen auch immer zerrissen. Ich hatte mir geschworen, dass sollten sie nur einmal einen Fehler machen, so würden sie es bitter bereuen. Und in dem Moment wart ihr für mich noch die."
Die düstere Stimmung verflogt schnell, da sich Candrisha festhalten musste, als die Salty Dog sich zur Seite neigte. "Das kann doch nicht sein. Wenn man jede kleine Bewegung aus dem Gleichgewicht bringt, bin ich hier zu gar nichts zu gebrauchen." Vor sich hin schimpfend zog sie sich vorsichtig auf die Beine, eine Hand immer an der Kiste vor sich, sollten die Wellen ihr den Boden unter den Füßen weg ziehen wollen.

Khassa nickte und konnte die Wut von Candrisha spüren. "Ich glaube Balian war sich dieser Situation durchaus bewusst... Jemand vom Gegenteil zu überzeugen der eine lange Zeit das Gegenteil erfahren musste..."
Wieder seufzte der Wolf. "Er wusste von Anfang an, was er wollte. Nämlich dich zu befreien und zurück in die Wälder zu schicken. Selbstverständlich hätte er dich eine Nacht lang auf seinen Fellen schlafen lassen. Vor der Türe Wache gehalten und alles getötet was eine Bedrohung gewesen wäre."
Der schwarze Wolf schaute etwas amüsiert zu wie sich Candrisha festhielt.
"Es ist deine erste Reise auf dem Meer und zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit wird es einfacher....lasst uns nun essen gehen. Das Frühstück sollte bereit sein."

"Wieso hast du nicht gut geschlafen, Balian? Wir haben die Insel hinter uns gelassen." Leandra ging sicheren Schrittes den Gang entlang. Mit jedem Schritt wurde der Duft nach frischem Brot uns Speck stärker." Sie schaute zu ihrer Hand und blieb abrupt stehen, ging wieder zurück und kam mit dem Becher zurück. Sie roch an dem schwarzen Getränk, nahm einen kleinen Schluck und seufzte erleichtert auf. Ungewöhnliche Röstung, aber nicht bitter. Ich hoffe Cedric kann so gut kochen, wie er Kaffee zubereiten kann.

Leise lachte auch Candrisha. "Womöglich wird das ein andere Mal nötig sein. In dieser Nacht gab es nicht viel, dass sich mir erfolgreich hätte in den Weg stellen können."

Solange das Meer sich ruhig verhielt, konnte sie sich relativ sicher voran bewegen. Jedoch brachte jede kleine Welle sie bereits zum taumeln. Da sie sich am Tag zuvor nicht allzu genau umgeschaut hatte, überließ sie Khassa die Führung, bis sie selbst ihrer Nase zum Frühstück folgen konnte.

Balian nickte. "Das haben wir. Trotzdem war es eine sehr anstrengende Zeit." Er lächelte sie an. "Und ausserdem...wir haben einen Gott vernichtet." Abrupt hielt Leandra an, ging nochmals zurück und kam mit dem Becher wieder zu Balian.
Langsam aber sicher fanden sich alle ein.
Auf de Tisch standen Speck mit Eier, Käse, Brot, Trockenfleisch, Tee und Kaffee, Tomatensuppe und gekochtes Rindfleisch.

Draussen auf dem Deck...
Khassa wies der Wölfin dem Weg, blieb aber an Deck. "Du musst die Treppe runter. Danach stehst du bereits im Essbereich." Bevor er sich wieder an den Bug setzte drehte sich der Wolf nochmals um. "Es gibt viele Feinde... Manche erkennt man erst später, mache sind zu Beginn an erkennbar... Halte dich an Balian..."