#1

Schamanismus

in Roots- das Spiel, Regeln und mehr 23.02.2019 20:16
von Black • 408 Beiträge

Liebe Gemeinde,

Ich habe mal eine kleine schamanistische Ritualkunde zusammengestellt. Ergänzungen und Kritik sind willkommen.

Ritualaufbau
Erstmal: jeder macht es anders. Es gibt nicht „den Schamanen“. Was stimmungsvoll und in sich logisch ist. und gut aussieht, ist erst mal gut. Geistersprechertraditionen gibt es ja auch real in animistischen Glaubenssystemen von Afrika über Nordeuropa bis nach Nord und-Südamerika sehr unterschiedliche
Ein Schamane im LARP ist ein Kanalisierer. Das heißt, dass er mit einer Wesenheit in Kontakt tritt, das dann die Notwendige Kraft gibt. Moderne Schamanen greifen eventuell auf eigene sonst nicht erreichbare Kräfte zurück, indem sie sich „dem inneren Tier“ öffnen, aber im LARP existiert das Totem auch unabhängig vom Schamanen.

1. Vorbereitung des Schamanen I
Um einen Kanal zu öffnen, muss zuerst einmal der schwächere Teil, der Empfänger (also der SC)auf den Sender der Energie vorbereitet und eingeeicht werden..

Daher ist ein häufiger erster Ritualschritt die Angleichung an das Totem. Häufig können Masken , Kleidung oder Schminke dafür gut sein, ebenso wie tiertypisches Verhalten innerhalb des Ritualkreises, um sich dem Totem so wie möglich anzupassen. Schamanen stellen sich unter Umständen dem Totem durch Hautbilder vor, indem sie Schicksalwendungen , große Taten und große Niederlagen auf ihrem Körper präsentieren, sei dass das Hervorheben von narben durch Farbe oder wirklich Lebensabschnitte, die, konkret oder symbolisiert , dargestellt werden ( Auch die „Federsprache“ von Plains Indians in den USA ist eine schöne Vorlage)
Auch eine Reinigung des Körpers (Stichwort „Schwitzhütte“) kann integriert werden
Viele Schamanen integrieren bestimmte Verhaltensweisen bereits in das „normale“ Leben… Im Falle von Rabe: schwarze Kleidung, krächzende Stimme, häufiges „Putzen“, Verspeisen von Aas ( Krankheitsimmunität ist da sicher sinnvoll), Bedürfnis, höher zu sitzen als die anderen, Interesse an glitzernden Dingen etc. Diese Verhaltensweisen können dann im Ritual noch mal gesteigert werden.

2.) Vorbereiten der Ritualgegenstände und evtl. des Opfers.
Schamanen schleppen mindestens so viel Zeug mit sich herum wie Magier, es riecht nur anders.
Diese Dinge dienen der Erleichterung der Kontaktaufnahme und der Konzentration des Schamanen und sollten mit dem gewünschten Effekt zusammen hängen. In gewisser Weise dienen sie auch dazu, dem Totem zu verdeutlichen, worum es geht.
Es sollte auch ein Opfer vorhanden sein, wobei Schamanen wesentlich mehr auf Augenhöhe mit Ihrem Kraftgeber sind als Priester. Respekt ja, Selbstaufgabe oder Selbstdemütigung nein. Opfer können Taten sein, die man laut dem Totem widmet („Höret alle, was ich in Rabes Namen getan habe“… Rabe ist furchtbar eitel und liebt es, wenn sein Name im Zusammenhang mit Großtaten genannt wird Es kann sich auch um tiertypische Nahrungsmittel, angenehme Gerüche oder geflüsterte Geheimnisse ( Schlange steht auf so was ) handeln.
Ich orientiere mich da gern an Geschichten über Totems, die ich aus Native-American-Legenden, russischen Märchen europäischen Tierfabeln oder asiatischen Geschichten habe… jeder Kulturkreis hat „Tiergeschichten“ – und dann erfinde ich eigene.

3.Vorbereiten des Platzes, Ein –und Ausladugen

Das Totem ist weit weg und hat häufig anderes zu tun. Daher muss es auf den Ritualplatz aufmerksam gemacht werden und der Platz muss „bequem“ sein. Also keine Anrufung von Rabe innerhalb eines Gebäudes, idealerweise die Anwesenheit mundaner Tiere von der Art des Totems bei Rudeltieren , Abwesenheit von Beutegreifern, evtl. warme Sandgruben für Schlange, etc. .

Schamanen sind Pantheisten. Für sie ist die Welt voll von unsichtbaren Geistern und Einflüssen. Alle diese Einflüsse müssen bereinigt werden, bevor der Platz geeignet ist. Das kann durch Fegen, Räucherung, Abschreckung anderer Geister oder anders geschehen Ich vertreibe die Unerwünschten normalerweise, indem ich exemplarisch mit dem Schädel eines Eierdiebes (Wiesel) wedele und damit den Feinden Rabes erkläre, was passiert, wenn sie näherkommen. Außerdem grenze ich den Ritualplatz ab und versiegele ihn damit gegen alles, was nicht eingeladen wurde (dazu gehen Feuerschalen, geheiligte Bänder…). Spätestens hier nehme ich die ersten IT-Drogen (s.u.)

So, damit das Totem einen Ankerpunkt hat , baue ich als Nächstes eine Art Altar oder anderen Fixpunkt,.. Wenn ich die Zeit habe, errichte ich einen Totempfahl oder eine größeren Stock, den ich mit Tierzeichen bemale oder beschnitze, und an den ich Federn, Fell oder Ähnliches anbringe. Ich kann einen solchen Geisterpfahl vorher vorbereiten und immer wieder verwenden (dann trage ich ihn mit mir rum und weihe ihn nur für das Ritual erneut), wenn es sich um ein WIRKLICH wichtiges ritual handelt, baue ich einen speziell dafür .

4.) Weitere Leute

Bisher ging ich von einem Ein-Mann-Ritual aus. Tatsächlich sind das die meisten Schamanenrituale auch. Selbst bei Schamanen des gleichen Totems ist es oft schwierig, sie unter einen Hut zu bekommen. Bei Einzelgänger-Totems (Katze, Wiesel, meist Dachs) sollte schon ein guter Grund für Zusammenarbeit existieren und eine gemeinsame Angleichung aneinander erfolgen, bei Rudel-oder-Rottentotems ( Wolf, Hund, Wildschwein, Erdmännchen) sollte zumindest vorrübergehend ein „Ritualrudel“ gebildet werden , mit allem, was dazu gehört. Schamanen unterschiedlicher Totems in einem Raum sind noch schwieriger, können aber mit Aufwand harmonisiert werden. evtl. mit weiteren Beschwichtigungsopfern.
Zusammenarbeiten mit anderen Stilen ist meist mehr Mühe, als es wert ist. Naturzauberer wie Druiden und die meisten Hexen mögen noch integrierbar sein, Intuitivmagier („Sorcerer“) und Barden sind problematisch, einige wenige Elementaristen auch, bei Hermetikern und Priestern hört es eigentlich auf Das kommt natürlich auch ein bisschen auf die Individuen an. Wenn der Heilerelf und der Trollschamane sich schon sehr lange kennen, kann eine grundlegende Harmonisierung vorausgesetzt werden.
Ritualhelfer (Trommler, Sänger, Rezitierer)und –Wachen sollten sich nicht im eigentlichen Ritualbereich aufhalten und sollten vorher darauf untersucht werden, ob sie Dinge an sich haben die das Totem verärgern könnte (Wolfsfellstiefel an den Füßen von Uneingeweihten können zu Problemen führen) . Ich weihe sie immer ein wenig-das ist hübsch, bindet sie mehr ein und schadet nicht.

5.) Die Vorbereitung des Schamanen II

Erst nachdem alles Praktische erledigt ist, beginnt die echte Arbeit. Der Schamane versucht einen Zustand zu erreichen, indem er sich für die Geisterwelt sensibilisiert. Dazu strebt er Trance/ Ektase/Entrückung an. Er erreicht sie durch die Einnahme von Drogen, Tänze, Wippbewegungen, sich wiederholdende Gesängen (“Heja, Heja, Heja“) , tierhaftem Verhalten. Dabei ist zu beachten, dass der Zustand im LARP nur simuliert werden soll und dass es wirklich befremdlich auf andere wirken kann, wenn man das übertreibt. Solche Mittel können durchaus echte Effekte auf Geist und Wahrnehmung haben (Erhöhung der Herzfrequenz, Schwindel, Eurphorie), immerhin wurden und werden sie auch von Personen verwendet, die damit wirklich ihren Bewusstseinszustand verändern wollen.
Gut, der Schamane ist jetzt also vermutlich (IT) farbbeschmiert, schweißgebadet und biochemisch herausgefordert.
6.) Jetzt wird gezaubert
. Hier stelle ich eine direkte Kommunikation mit dem Totem dar. Das muss so nicht sein. Meist reicht eine Verbindung zum Totem aus, es muss nicht selbst gerufen werden. Aber wenn:
Der Platz ist vorbereitet, es gibt keine ungebetenen Gäste, der Gast (das Totem) weiß, wen es vor sich hat. Das Totem kann gerufen werden. Das sollte eindringlich geschehen, aber ob es laut ist, hängt vom Totem und vom Schamanen ab. Schlange mag es vielleicht lieber, wenn man den Ruf in ein Erdloch zischt ,für Affe sollte es eher laut und schrill sein . Kommt das Totem, wird es begrüßt. Auch das kann ganz unterschiedlich sein, stolz und beinahe auf Augenhöhe (wie soll Katze einen Kriecher ernst nehmen?) ,mit rituellen Unterwerfungsgesten (Wolf mag klare Verhältnisse) oder auch ganz anders. Jetzt kann das Anliegen vorgebracht werden. Meist geschieht das durch überlieferte Gesänge, die das Totem erkennt. Wenn etwas komplett Neues an den Schutzgeist herangetragen werden soll, wird es schwieriger. Der Schamane spricht dabei meist eine Sprache, die kein Uneingeweihter versteht. Für die Darstellung habe ich die Erfahrung gemacht, dass spontanes Brabbeln am besten funktioniert, aber, wer will, kann da auch eine ganze Sprache entwickeln. Mir wäre das zu stressig. Für den Zuschauer sieht das so aus, als ob man die Hälfte einer Diskussion mitbekommt.
Ab jetzt kommt es auf den Zauber an. Bei einer Heilung oder einem rituellen Brechen eines Fluches, kann das das gemeinsame Vertreiben böser Einflüsse sein, bei eigenen Schadzaubern die Zerstörung eines Abbildes des Opfers oder die Verzauberung dunkler Fetische.
Häufig werden Gegenstände bezaubert, also Traumfänger, Geisterhemden, „glückliche“ Pfeile.
Nach dem Zauber wird das Totem verabschiedet.das kann wesentlich kürzer ausfallen als die Einladung.

7) Abklingen und Aufräumen
Nach dem Zauber ist eine Ruhephase sinnvoll, in der sich der Schamane wieder auf sich, sein Menschsein und seine Umwelt zentriert. Der Ritualplatz wird gesäubert, die Zeichen entfernt (manchmal mit speziellen Mitteln, also einer besonderen Art Besen beispielsweise), die Warnzeichen und Schutzsymbole entfernt, Der Schamane trinkt etwas und „kommt runter“. Niemand will im Dorf den Dorfheiler wirr herumtorkeln sehen, weil der noch halb in der Geisterwelt ist.
Varianten:
-der Pantheist hat kein Totem, sondern verhandelt mit den Geistern, die er vorfindet. Taoistische Zauberer oder einige Shintospriester sind Pantheisten
-viele Schamanen in „zivilisierten“ Gegenden tragen tragen eher Robe als Leder. Wieder: Taoisten
-der „Stadtschamane“ sieht seine Gassen als sein Revier an und erwählt sich Kulturfolger wie Ratte oder Hund als Totem. Meist trägt er weniger auffällige Kleidung und ist abgeklärter. Meist eher eine Urban-Arcana-Rolle, die in der Science Fiction sein Zuhause hat, aber ich habe sie auch schon auf LARPS gesehen.
Der Schamane mit pflanzlichem, pilzigem oder unbelebtem Totem. Er folgt den Tanzschritten von Eiche, Stein, Wind oder Fluß. Meist schwierig von Priestern oder Elementarsten zu unterscheiden


Zum Schluß. Was ist OT zu beachten ?
-die Scham-grenzen, eigene und fremde. Ich habe schon nackte ,dicke Männer auf LARPs sich durch den Schlamm wälzen sehen. Sehr schöne Darstellung, recht intensiv… aber das Spiel drum rum kam zum Erliegen.
-Priester und Magier folgen recht strikten Regeln im LARP. Schamanen weniger . Und wenn es um individuelle Konzepte zu „Geisterwelt und Totems“ geht, redet man schnell aneinander vorbei. Richtet euch darauf ein, dass eine SL häufiger Rückfragen stellt.


lupDujHomwIj lubuy'moH gharghmey!

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#2

RE: Schamanismus

in Roots- das Spiel, Regeln und mehr 15.03.2019 10:35
von Selena • 154 Beiträge

Vielen Dank für deine Mühe. Ich habe tatsächlich bisher nur wenig Anlaufstellen für "Konzepte des Schamanismus" im LARP gefunden. Ich denke, anhand deiner Ausführungen hier kann und werde ich mal mein Konzept mal etwas erweitern. :-)

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#3

RE: Schamanismus

in Roots- das Spiel, Regeln und mehr 19.03.2019 19:48
von LunaCasandraBlake-Slaaenshkeks • 69 Beiträge

nicht nur du...


Wer Rechtschreibfehler findet darf sie essen. Satzzeichen sind Rudeltiere, Pasta!!
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