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Was ist Rollenspiel?

in Grundlegendes 03.03.2022 15:15
von Britta • 12.128 Beiträge

Eigentlich kennt jeder es: Kinder laufen herum, verkleiden sich als Prinzessin oder Ninja, schlüpfen in andere Rollen und versetzten sich für eine kurze Zeit in eine andere Welt. Dann werden Kinder erwachsen und es ist jedem klar, dass die Zeit der Phantasie, des "was wäre ich in einer anderen WElt" ein Ende haben muss. Wir sind, wer wir sind. Aber sind wir das wirklich? Unser Chef wird ein anderes Gesicht von uns sehen als unser Ehepartner, Freund, Kinder, unsere Eltern - wir kleiden uns sogar anders zu jedem Anlass, schlüpfen immer noch in "Rollen" nur natürlich nicht mehr als "Ritter" oder "Elfe".
Warum eigentlich nicht? Weil es uns peinlich ist? weil es keinen Sinn macht?
Viele unserer Hobbys sind seltsam, wenn man sie so betrachtet. Manche Menschen studieren monatelang ein einzelnes Musikstück ein um dann im Chor zu singen, andere besteigen Berge und wirken damit auf ihre Umwelt beinah wie Selbstmörder, manche Leute sammeln Briefmarken und erfreuen sich an ihnen. WIE wir unsere Freizeit gestalten, ist das nicht egal, wenn es uns Freude macht, unserer Umwelt nicht schadet und die Welt vielleicht sogar ein kleines bisschen bunter macht?

Rollenspiel ist die Erweiterung und Fortsetzung einer uralten menschlichen Kunst: der Kunst des Erzählens. Doch sie geht über das einfache Erzählen von Geschichten hinaus, da sie interaktiv mit allen Sinnen den Teilnehmern erlaubt, die Geschichte selbst mit zu gestalten. In diesem Sinne ähnelt Rollenspiel dem Improvisationstheater, das es jedoch an Kühnheit der Idee übertrifft. Es gibt nicht nur eine kleine, begrenzte Bühne und ein paar Schauspieler, die auf Publikumszuruf improvisieren, sondern eine ganze Jugendherberge oder Zeltplatz mit waldiger Umgebung wird zum Spielort und die Schranke zwischen Akteur und Publikum wird aufgehoben. Die „Schauspieler“ sind weder die dominanten Protagonisten, noch Statisten, sondern frei agierend Charakterrollen, die die Hintergrundweld transparent machen und die Rahmenhandlung gestalten – man nennt sie auch Nicht-Spieler-Charaktere (NSC´s). Das „Publikum“ ist nicht passiv, sondern wird als Spieler mit individuell gestalteten Charakterrollen in das Spiel integriert. Die so genannten „Spieler-Charaktere“ (SC´s) gestalten frei und unabhängig das Handlungsgeschehen aktiv mit, dominieren es sogar durch ihre Entscheidungen. Außer dem Rahmen einer vorgegebenen Welt, eines geplanten Handlungsgeschehend, der NSC´s, die dieses Handlungsgeschehen ermöglichen und einiger Requisiten ist die Gestaltung dieses Stückes vollkommen frei und Inhalt, Ablauf und Ausgang der Geschichte hängen von der Phantasie, Kreativität, dem Einsatz und dem Willen aller Beteiligter ab. Die verschiedenen Herausforderungen können alleine oder in der Gruppe gemeistert werden, seien sie geistiger, körperlicher oder auch moralischer Natur. Somit bietet LARP eine einmalige Kombination von Möglichkeiten.

Es fördert Kommunikation, Kreativität, Phantasie und soziale Kontakte

Es fördert je nach Rolle manuelle Geschicklichkeit, Allgemeinbildung und kreatives Arbeiten, aber auch sportliche Fitness

Es fördert die Toleranz gegenüber den Anderen und dem Anderen, die Offenheit für Außergewöhnliches, den Mut neue Weltsichten und Denkweisen auszuprobieren

Es erhöht die Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme gegenüber den Mitspielern, die Empathie für die Wünsche, Hoffnungen und Ängste anderer und .baut Barrieren ab

Es ermöglicht dem Spieler experimentell sich selbst, seine Grenzen und eine alternative Welt zu erfahren und regt so die Selbst- und Weltreflexion an

Es erlaubt dem Teilnehmer eine besondere Form von Auszeit von den Alltagssorgen: man verlässt nicht nur die gewohnten Umgebung, sondern macht Urlaub von sich selbst als gewohnter Identität mit all den Nöten und Sorgen, Denkweisen und Vorurteilen des Alltags.



Durch die Wahl der Rahmenhandlung, die Vorgabe von Konfliktsituationen und die Auswahl der jeweiligen Veranstaltungsthemen kann der Verein so auch auf soziale, kulturelle und philosophische Probleme in der Gesellschaft eingehen, ohne mit moralisch erhobenem Zeigefinger zu belehren oder die Themen zu direkt anzusprechen. Wir hoffen, so Veranstaltungen zu entwickeln, bei denen der Teilnehmende Freude und Freizeit empfindet, aber gleichzeitig vielleicht ein wenig „weiser“ wird und zusammen mit angenehmen Erinnerungen einige Erkenntnisse über sich, die Welt und „die Anderen / das Fremde“ mit nach Hause nimmt.



Wir wollen mit unserem Verein jedem Menschen die Freude an diesem Hobby ermöglichen, ihm helfen, dieses Hobby kennen zu lernen und sich selbst kreativ zu entfalten.

LARP – Live-Action-Role-Playing – ist eine besondere Form der Freizeitgestaltung, die weltweit immer mehr Freunde und Anerkennung findet. Sie wird mittlerweile von Pädagogen verschiedenster Richtungen, besonders im Bereich der Sozialpädagogik, empfohlen, da durch LARP auf spielerischer Ebene kooperativ-autonomes Lernen, der Ausbau sozialer Fähigkeiten, eine Erweiterung des geistigen Horizontes und dadurch der Abbau von Vorurteilen und gesellschaftlichen Schranken gefördert wird.

Wir wollen, dass sich alle unsere Veranstaltungen einem ethischen Kodex unterwerfen, einer „Spielphilosophie“ die wir mit dem Begriff „Roots“ (engl. Wurzeln) kennzeichnen ganz im Sinne eines „Zurück zu den Wurzeln“ – des Spielens, des Erzählens epischer Geschichten, des positiven gemeinschaftlichen Füreinander, das in diesem Hobby lebendig sein soll.



Wir wollen außerdem Vorurteile gegenüber diesem Hobby abbauen, dass oft von Außenstehenden sehr negativ betrachtet wird und im Ruf steht, den Teilnehmern „verrückte“ oder sogar „unethische“ Handlungsweisen zu ermöglichen. Oft kamen sogar Vorwürfe in der Boulevardpresse auf, die Teilnehmer solcher Veranstaltungen als „Satanisten“ beschimpften, da sie innerhalb ihrer Darstellung als z.B. „Bösewichte“ zu Requisiten und Kostümen griffen, wie sie bei solchen zu erwarten sind. Dies macht genauso wenig Sinn, wie einem Schauspieler des Faust vorzuwerfen, er würde auf der Bühne eine satanische Beschwörung abhalten. Da jedoch unser Spiel von der Bühne herab in die direkte Umgebung herab geholt wird, ist es ein wichtiger Auftrag des Vereins, diese Vorurteile durch gute Aufklärungsarbeit aufzulösen.



Wir wollen selbst die Freude haben, die es macht, wenn man anderen Menschen Freude bereitet und dies lehren. Freude wird größer, wenn man sie teilt und andere Menschen glücklich zu machen kann genauso viel Spaß und mehr bereiten als wenn man selbst glücklich gemacht wird. Dieser Verein soll „einfach aus Freude“ an der Sache heraus, dem Hobby „Larp – Live-Action-Role-Playing“ eine Plattform bieten und es bekannt machen, in der Hoffnung, dass dieses Hobby sich verbreitet und möglichst vielen Menschen Freude bereitet.

In diesem Sinne, schaut euch unsere Spielphilosophie an, macht euch mit dem Hobby bekannt und wenn ihr ein Wochenende frei habt und nicht wisst, was ihr tun sollt: warum nicht ein Kostüm schneidern und einmal Urlaub von sich selbst nehmen? Denn in andere Urlaube nehmen wir eines immer mit : uns selbst. Im Larp aber dürfen wir einmal ausprobieren auch jemand ganz anderer zu sein.

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